Anton und der fast vergessene Tannenbaum
Es ist Ende November, als Anton an diesem Morgen gemütlich vor seinem Tresor in der VReG aufwachte. Er streckte sich, gähnte und trottete los, um wie jeden Tag seine Bankfreunde zu begrüßen und die Filiale aufzuschließen.
Doch kaum war er durch den Eingangsbereich gewandert, spitzte er die Ohren. Irgendetwas war anders.
Mitten in der Bankfiliale stand ein großer Tannenbaum. Aber etwas stimmte nicht: Der Baum war völlig leer. An seinen Zweigen hing einfach nichts.
Keine Kugeln.
Keine Sterne.
Keine Lichter.
Nicht einmal eine funkelnde Tannenbaumspitze.
Anton setzte sich vor den Baum und betrachtete ihn nachdenklich. Er schaute mal nach links, mal nach rechts. Der Tannenbaum sah irgendwie traurig aus, alswüsste er nicht, ob überhaupt jemand bemerkt, dass er schon da war.
Natürlich wollte Anton ihn aufmuntern. Also tappte er durch die Filiale, schnupperte in jede Ecke und suchte nach einer Idee. Doch egal, wen er fragte – mit einem leisen Wuff oder einem super süßen Hunde-Blick – alle Mitarbeitenden lächelten nur und sagten: „Noch ein bisschen Geduld, Anton.“
Geduld? Anton seufzte. Geduld war nicht gerade seine Stärke.
Schließlich legte er sich direkt unter den Tannenbaum. Vielleicht, dachte er, hilft es dem Baum ja schon, nicht allein zu sein. Und tatsächlich: Die Zweige wippten sanft, als wäre der Baum froh über Antons Gesellschaft.
Von nun an passte Anton gut auf, dass niemand zu dicht vorbeiging und ein Zweig knickte. Er war jetzt der Tannenbaum-Beschützer.
Mit jedem Tag, der verging, freute sich Anton ein bisschen mehr. Er wusste inzwischen: Der Baum war nicht vergessen. Irgendetwas Schönes musste geplant sein. Er konnte es riechen.
Und dann, eines Morgens, war es endlich so weit.
Anton tappte wie immer mit fröhlich wedelndem Schwanz herein und stoppte abrupt.
Der Tannenbaum strahlte! Überall hingen bunte Sterne, glitzernde Anhänger, Figuren und sogar ein winziger Pappknochen, der eindeutig für Anton gedacht war.
Anton machte einen kleinen Freudensprung. Der Baum war nicht mehr leer. Er war wunderschön und voller Zauber.
Anton setzte sich stolz davor und dachte: Jetzt beginnt die schönste Zeit im Jahr.
Und der Tannenbaum raschelte leise, als würde er ihm zustimmen.